„Es ist locker, familiär und sehr vertraut“, so fasst Ruth Walter den Grillnachmittag des „Schweizer Verein Wiesbaden“ am 24. Juli 2016 zusammen. Die 86-jährige freut sich, dass an solchen Anlässen noch die Tradition ihrer Heimat gelebt wird. Dies sei wichtig für sie in der Fremde, und gebe ihr noch „ein Gefühl von Zugehörigkeit“. Das Treffen in der Grillhütte am prächtigen Jagdschloss Platte ist gut besucht und es kommen zahlreiche Familien. Der Jüngste der circa 45 Teilnehmer ist gerade mal ein Jahr alt. Und dass derlei Schweizer Traditionsfeiern keine Frage des Alters ist, belegt auch der 25-jährige Magnus Frey. Er schätzt besonders, dass auf solchen Treffen noch Identität gelebt werde. In Deutschland verstehe er die „Selbstverachtung“ vieler Menschen nicht: „Nur, wenn man seine Heimat liebt, kann man auch offen für andere sein“, sagt der Abiturient.

Prominentester Gast an diesem Nachmittag ist der Schweizer Generalkonsul Markus Meli mit seiner Frau. Der Diplomat freut sich darüber, dass der Nationalfeiertag weltweit gewürdigt werde. Ob in Australien, den USA oder auf der Wiesbadener Platte, überall würden Schweizer ihre Identität beibehalten. Und diese Tradition unterscheide sich an keinem Platz der Erde. Überall würden Schweizer sich schnell anpassen und wären regelrechte „Vorzeige-Immigranten“. Mit Schweizern gebe es an keinem Ort Probleme, ergänzt Markus Meli nicht ohne Stolz. Treffen wie der Grillnachmittag gehen für den Generalkonsul weit über die Traditionspflege hinaus. Hier könne er auch Kontakt zu seinen Bürgern halten und dabei sei ihm der Wiesbadener Verein sehr behilflich. Egal ob beim Besuch eines Bundesliga-Fußballspiels in Mainz, dem Public Viewing während der Fußball Europameisterschaft oder beim Grillen in der gemütlichen Hütte anlässlich der Bundesfeier. Die Vereinspräsidentin Yvonne M. Diffenhard ergänzt, dass bei derlei Treffen sehr unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Egal ob sie schon lange im Ausland leben, oder erst seit kurzem Auslandsschweizer seien, „die gemeinsame Heimat verbindet“, stelle sie immer wieder fest. Dazu sieht die Präsidentin bei den Treffen ihres Vereins für Schweizerinnen und Schweizer, die in unterschiedlichen Unternehmen tätig seien, eine gute Chance, sich zu vernetzen.WP_20160724_14_54_28_Pro_LI

Für die ganz jungen Besucher sind andere Aspekte weitaus interessanter. Die elfjährige Felizia beispielsweise ist begeistert von der Lage der Hütte und den vielen netten Leuten. Peter Stromsky, der sich ebenfalls seit Jahren für die Schweizer Tradition und den schweizer-deutschen Austausch engagiert, erinnert an die Tradition des Rütlischwurs: „Die Legende ist lebendig – auch hier“. Damit beschreibt er die Stimmung vieler Teilnehmer treffend. 725 Jahre später – es ist keine Wiese am Vierwaldstättersee, sondern eine idyllisch gelegene Grillhütte auf einem Hügel am Rande Wiesbadens. Doch die eidgenössische Identität ist den vielen Schweizerinnen und Schweizern mit ihren Angehörigen und Freunden noch heute hier im Herzen Deutschlands wichtig. Und mit frisch importierten Schweizer Cervelats, Kalbsbratwürsten sowie einer kühlen Rivella wird beim Wiesbadener Grillnachmittag die helvetische Tradition auch noch äußerst schmackhaft genossen.

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Text: Dr. Rainer Fromm, Politologe und Journalist

28.07.2016

Bilder: Schweizer Verein Wiesbaden


 

 


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